- San-Francisco-Sound
- San-Francisco-Sound[englisch/amerikanisch, sænfrən'sɪskɔsaʊnd], Bezeichnung für die in den Jahren 1965 bis 1968 aus San Francisco kommende Musik, bei der es sich um ein Sammelsurium aus Blues, Folk, Country und Rockmusik in der Art des Psychedelic Rock handelte.Eine wichtige Rolle für die Herausbildung einer eigenständigen Musikszene in San Francisco, die dann zeitweilig den Stellenwert eines Rockzentrums in den USA besaß, spielten die von dem Manager und Impresario Bill Graham (1931-1992) im Fillmore Auditorium der Stadt, einem alten Kinosaal, organisierten Konzerte. Sie entwickelten sich mit Auftritten der Charlatans, der Grateful Dead, von Jefferson Airplane, Quicksilver Messenger Service und den Youngbloods zu einer Hochburg des Psychedelic Rock, um den herum im Fillmore Auditorium psychedelische Dichterlesungen, Happenings und Theatervorstellungen stattfanden. San-Francisco-Sound wurde damit zum Synonym für eine Musik, die durch lange Improvisationen, starke Einflüsse aus der indischen und arabischen Musik, elektronische Klangverfremdungen und Geräuschmontagen gekennzeichnet war. Einbezogen waren darin auch politisch engagierte Folkrock-Bands (Folkrock) wie Country Joe & The Fish, weißer Blues mit Janis Joplin (1943-1970) und Big Brother and the Holding Company sowie Musiker wie Mike Bloomfield (* 1943) und Al Kooper (* 1944).Die Veranstaltungen im Fillmore Auditorium — als sie Ende 1967 in den Carousel Ballroom verlagert wurden, ging dieser als Fillmore West in die Rockgeschichte ein — bildeten zugleich den Kern der als alternativ verstandenen Kultur der Hippies, jugendliche, zumeist studentische Aussteiger aus der bürgerlichen Gesellschaft, die unter der Losung »Love and Peace« aus den zwischenmenschlichen Beziehungen heraus eine humanere Welt zu schaffen hofften. Aus Musik, Drogen und Poesie sollte eine Sensibilisierung des Menschen, eine Erweiterung seines Bewusstseins für neue Erfahrungsräume hervorgehen, die über die Revolutionierung des individuellen Bewusstseins und Verhaltens zur politischen Kraft, zur Revolution der Jugend werden sollte. San-Francisco-Sound definierte sich über diese revolutionär gemeinte Funktion der Musik. Auch wenn das an den realen Verhältnissen letztlich scheitern musste und die psychedelische Revolution der Jugend sich als Illusion erwies, als säuberlich abgegrenzte Spielwiese für Aussteiger; es ist daraus doch eine Ästhetik erwachsen, die mit dem Bewusstsein für den Zusammenhang von Sinnlichkeit und Politik nicht ohne Folgen geblieben ist. San-Francisco-Sound ist — darin eingebettet — dann auch weit mehr als nur Musik gewesen; er war der Sound einer Stadt, auf die sich damals die Hoffnungen der Jugendlichen in nahezu allen Teilen der Welt richteten.
Universal-Lexikon. 2012.